Die ersten Wochen im neuen Zuhause

Ich habe mich inzwischen so gut in meinem neuen Heim eingelebt, dass meine Familie immer sagt, es ist, als sei ich schon immer da gewesen. Endlich werden die Fliesen wieder mit Hundepfotenabdrücken verziert und es herrscht zeitweise das reinste Chaos. Nicht, dass es meinem Frauchen was ausmachen würde, dann wird die Hausarbeit eben mal verschoben.
So ein Tag ist aber auch viel zu kurz vor allem dann, wenn man noch klein ist und mitten im Spielen plötzlich umfällt und fest einschläft!!

Ich werde nun einmal meinen Tagesablauf schildern:
Morgens geht es gleich "in die Vollen"!!
Zuerst einmal werden die Gesetze unseres Zusammenlebens, wie jeden Morgen, von meinem Frauchen und mir repetiert, damit ich mich daran erinnere, welche Regeln hier gelten. Weiß ich zwar eigentlich sehr genau, muss aber jeden Morgen überprüft werden...

Nach dem Aufwachen um 6:30 Uhr kurz in den Garten, Geschäfte erledigen und dann werden Herrchen und Frauchen auf heftigste begrüßt!

Vor lauter Freude MUSS ich einfach in die Finger zwicken , ich treffe halt nicht immer den Handschuh oder das Tuch, die meine Menschen dafür gedacht haben...



Sie sind aber auch zu empfindlich, obwohl die Hände mittlerweile schon ziemlich malträtiert sind (!!!) und man meinen sollte, dass sie sich daran gewöhnen; nein...

NEIN!!! Ich bleibe hartnäckig, mal sehn, wie es nach dem Mittagsschlaf ausschaut.

2. Versuch: Die einzige lange Gardine im Haus ist anscheinend auch heute noch immer nicht zum Spielen frei gegeben; dabei schwingt sie so herrlich und niemand muss sie festhalten. Wenn ich unten daran ziehe, quietscht sie auch immer so toll; ich bin jedes Mal begeistert und mein Schwänzchen wackelt. Aber: NEIN!!!

Es gibt ja noch die Gummistiefel: die stehen neben der Tür in den Garten, so dass Frauchen immer schnell mit mir 'raus kann. Würden sich zum Knabbern wunderbar eigenen, meine Milchzähne jucken manchmal ganz entsetzlich aber: NEIN!!!

Gut, dann wetze ich meine Zähnchen halt über die Fliesen, das Geräusch verursacht bei Frauchen immer eine Gänsehaut, aber verbieten kann sie's nicht!

Klar, das geknotete Küchentuch oder das Spielseil oder der Kokoshandfeger (den krieg ich immer als Ersatz für die Fußleisten oder das Bein vom Schaukelstuhl; auch NEIN!!!) sind prima zum Kauen, aber immer dasselbe???







Dann gibt's Frühstück, und weil die Nacht ziemlich lang war, hab ich so richtig Hunger und möchte mich auf mein Näpfchen stürzen; aber??? Erraten, schon wieder NEIN!!! Erst SITZ, dann WAAAAARTE; und endlich: okay; nun darf ich...
Manchmal denke ich, die Welt besteht nur aus NEIN!!!...

Nach einem Nickerchen geht's entweder auf einen Spaziergang (nicht so toll, jedenfalls die ersten 50 Meter, da braucht Frauchen all ihre Überredung , 3/4 der Leckerchen oder manchmal ein paar deutliche Worte ... oder zum Toben in den Garten. So langsam habe ich den Eindruck, sie ist ziemlich berechnend: Nach dem ausgiebigen Spiel mit Zerren am Tuch und Handfeger um die Ohren schleudern (Frauchen kriegt dabei immer zuviel, weil sie meint, ich tu mir weh) und Buddeln (nicht überall NEIN!!!, an einigen Stellen darf ich und das Loch ist imposant; sie meint, ich will nach Panama, aber Nachbars Garten würde schon reichen), wie gesagt, nach dem Toben war ich so "platt", dass ich die anschließende Autofahrt glatt verschlafen habe. Aber heute ging's noch weiter:



Eh ich mich versah, saß ich im Fahrradanhänger und wurde durch die Gegend gefahren. Müde, wie ich war, beschränkte sich mein Protest auf ein paar kleine Piepser . Weil es aber kalt war (ich war zwar schön zugedeckt), sind wir nach 15 Minuten wieder nach Hause gefahren. Ob's mir gefallen hat, weiß ich noch nicht, aber wie ich mein Frauchen kenne, wird sie es häufiger probieren und wenn ich dann nicht so müde bin, kann ich meine "Heulsirene" ja immer noch ausprobieren und sie so richtig auf die Probe stellen. Mal schauen, wer länger durchhält...

Nun will (muss??) mein Frauchen den Haushalt erledigen; zu diesem Zweck bekomme ich manchmal ein Stück Ochsenziemer oder eine tolle lange Papprolle, in deren Mitte der Hauch einer Ahnung von einem winzigen Stück Leberwurst ist. Da bin ich begeistert, dass ich ganz vergesse, den Wischmopp zu fangen oder das Kabel vom Staubsauger zu verschleppen. Meistens jedenfalls .



Nachmittags waren wir auf der großen Wiese und da lag heute ein großer Haufen Sperrmüll. Ich habe erst mal einen Haken geschlagen, dann einen Riesenbogen darum gemacht und schlussendlich hinter einem sicheren Baum hervorgeknurrt. Der Müllhaufen wurde weder kleiner, noch verschwand er, dabei gab ich mir soviel Mühe richtig Böse zu knurren!!

Frauchen musste sehr lachen, es sah aber auch zu niedlich aus. Mit Leckerchen lockte sie mich dann zu den alten Möbeln und stellte fest: die sind ja gar nicht gefährlich. Mutig lief ich gleich zweimal drum herum (ließ aber Frauchen vorsichtshalber nicht aus den Augen). Sie war riesig stolz und meinte, eigentlich sei ich ein Löwenbaby!! Zur Belohnung wurde zu Hause ausgiebig geschmust. Am liebsten mag ich am Bauch gekrault werden, dann verdrehen sich vor Wonne meine Augen so, dass nur noch das Weiße zu sehen ist...

Das abendliche Kämmen und Bürsten klappt immer besser; mit viel Ablenken und noch mehr Leckerchen halte ich bestimmt 2 3/4 Minuten still. Danach geht es schnell noch mal raus, "Unfälle" passieren so gut wie gar nicht mehr im Haus, es sei denn, Frauchen ist nicht schnell genug, oder es regnet...

Nachts liege ich auf einer alten Kuscheldecke vor Frauchens Bett, aber ohne mein Lieblingskissen und den Schmusehund kann ich nicht schlafen.











Ich muss höchstens noch 1 x raus und das wird von uns in exakt 3,5 Minuten erledigt. Ich sag ja, Dreamteam!!!

Und morgens um 6.30 Uhr...
Meine Familie findet übrigens, dass ich ein schlaues Kerlchen bin: Ich kann schon "SITZ", "PLATZ", "PFOTE", "KOMM" und "WAAAAARTE", natürlich nur, wenn ich es für nötig halte; die Würde des PONs ist unantastbar!!!

Aber auch meine Menschen sind ganz schön clever, das muss ich zugeben. Vorhin hab ich ganz lieb und still getan, aber Frauchen hat doch bemerkt und aus den Augenwinkeln gesehen, wie ich an ihr vorbeigeflitzt bin. Im Mäulchen hatte ich das geklaute Jesuskind aus dem Schlafzimmer Kaum etwas bleibt unbemerkt und so habe wir eben das "AUS" ein paar mal geübt...

Weil Frauchen kein Hundesitter hatte, musste ich sogar einmal mit zum Kommunionunterricht, das war aber so langweilig, dass ich fast 2 Stunden in meinem Schuhkarton geschlafen habe.



Da war der Ausflug zum Bürgercenter schon interessanter: Frauchen wusste nämlich nicht, ob Hunde da mit hineindürfen. Kurzerhand stopfte sie mich unter ihren Mantel und nur mein kleiner Kopf lugte heraus. Dann fragte sie ganz nett an der Rezeption, was sie machen solle; die Damen schmolzen dahin: " Selbstverständlich darf die Kleine mit hinein und wenn Sie sie mal kurz, runterlassen würden, könnten wir sie alle viel besser sehen!" Was Charme alles bewirken kann...

Manchmal ist es aber gar nicht von Vorteil, wenn man niedlich ausschaut: viel Menschen "grapschen" mich einfach von oben herab an, noch eh mein Frauchen sie bitten kann, sich langsam zu nähern! Und als echter PON schaue ich mir die Leute mindestens dreimal an und beschnuppere sie ausgiebig, eh ich mich VIELLEICHT anfassen lasse. Sonst werd ich böse und knurre auch schon mal, auch wenn Frauchen das überhaupt nicht gern sieht; aber irgendwie muss man sich ja zur Wehr setzen!!

Inzwischen sind wieder ein paar Tage vergangen. Das Fahrradfahren klappt immer besser, manchmal nicke ich sogar kurz ein. Zumindest so lange, bis sich irgendein Passant mit dem Ruf: "Ach nee, schau mal, wie süüüüß!!!" auf den Anhänger stürzt. Aus mit dem Schlafen und beim Rest des Weges wird wieder gequietscht, gewinselt und manchmal geheult, was das Zeug hält. Aber Frauchen bleibt hart, sie meint, da müsse ich halt durch und dass ihre Klingel sowieso nicht richtig funktioniert, fällt gar nicht mehr auf, da alle Platz machen, wenn wir kommen... Und demnächst schreibt sie ein Schild:







Aber die Pausen vom Radfahren sind toll: Meist halten wir auf der großen Wiese im Stadtwald und da kann ich dann so richtig toben. Und dort habe ich schon einige Hunde kennen gelernt, nach dem Spielen schlafe ich so fest, dass zu Hause vieles erledigt werden kann! In den nächsten Tagen wird das aber wohl nichts, denn es gießt "wie aus Kübeln".

Heute morgen habe ich ausprobiert, ob alle Regeln, die im Trockenen gelten auch im Regen zu befolgen sind; als da wären: KOMM her, SITZ an der Bordsteinkante, NEIN, wenn ich wundervolles altes, nasses Kaugummi finde und, und, und. Teilweise haben wir zwei Ampelphasen benötigt, um über die Kreuzung zu kommen, weil ich meinen kleinen Popo nur äußerst ungern im Feuchten hinsetze; sehr zu Irritation der Autofahrer, die gar nicht verstehen konnten, warum Frauchen und ich bei diesem Sauwetter die Straße nicht überqueren. Aber sie hat seelenruhig gewartet, bis ich mich endlich gesetzt habe und bei der letzten Kreuzung hat es (fast) auf Anhieb geklappt. Aber ich denke, dass sie das in Wahrheit nicht wirklich komisch fand sie hatte nämlich weder Regenmantel noch Schirm, denn als wir losgingen, war's trocken...



Inzwischen hab ich auch kapiert, dass auch bei diesem Wetter die Toilette draußen ist... Hat aber mehrere Anläufe gebraucht und der neue Wischer mit Essigwasserspritzdüse kam zu seinem Einsatz.

Beim Abendessen habe ich das erste Mal versucht, zu betteln, hat nicht geklappt... Ich bin kurzerhand aus dem Zimmer verbannt worden (Ignorieren hat nämlich nix genutzt, ich hab immer lauter gebellt und probiert, auf den Tisch zu klettern obwohl ich noch nie was von dort bekommen habe). Das hat mir gar nicht gefallen , so dass ich dann ganz brav unterm Tisch geschlafen habe oder wenigstens so getan...
Langeweile gibt's also wirklich nicht mehr in der Erlestraße und das wird hoffentlich noch ganz, ganz lange so bleiben!!!